Orthodoxie, Kunstlehre und die geistlichen Gefahren der Bildschirmmedien

Vortrag auf dem Orthodox Educational Workshop im Kloster der Lebensspendenden Quelle in Roscommon, Irland, 28. März 2025

VORTRAG

1. Einleitung und Prämisse

Da das Thema orthodoxe Bildung ist, geht es in meinem Vortrag weniger darum, wie eine orthodoxe Schule und ein orthodoxer Lehrplan aussehen könnten, sondern vielmehr um einige der geistigen Voraussetzungen, um ein solches Projekt überhaupt zu starten.

Der Kern des orthodoxen Glaubens ist, dass alles aus der Dreiheit und aus dem Gottmenschen Christus hervorgeht. Wir sind nach dem Bilde Gottes geschaffen und dazu berufen, ihm ähnlich zu werden, wir sind zur Teilnahme, zur Gemeinschaft geschaffen. Alles, was uns zu Christus hinzieht, ist standardmäßig gut, folglich ist alles, was uns von Christus wegzieht, schlecht. Wir können den kühnen Standpunkt des heiligen Seraphim von Sarow nicht ignorieren, dass "alles, was nicht um Christi willen getan wird, Sünde ist".

Das bedeutet, dass die orthodoxe Erziehung darauf abzielen sollte, der Person Werkzeuge an die Hand zu geben, um Gott in der Schöpfung (Mensch und Natur) zu entdecken, um sich selbst in Bezug auf Gott und andere kennenzulernen, um Wege zu finden, Gott und anderen mit den von Gott verliehenen Talenten zu dienen, und schließlich, um der Person zu helfen, ein Heiliger zu werden. Ein Christ sollte sich mit Tugenden beschäftigen, die von Gott kommen, und nicht mit Werten, die letztlich immer - weil sie weltlich sind - zu den drei Kernversuchungen Geld, Sex und Macht führen.

In der Wüste versuchte der Teufel, Christus mit den drei menschlichen Grundsünden Genusssucht, Habsucht und Ruhmsucht zu verführen. Diese treiben heute unsere Wirtschaft an. Wenn es also eine orthodoxe Erziehung geben sollte, dann sollte sie auf Tugenden wie innerer Stille und Frieden, Exzellenz und Gewissenhaftigkeit, Glaube und Dankbarkeit, Dienst und Demut beruhen - die alle dem Menschen helfen, ein Leben in Christus zu führen.

Ein Teil meiner Prämisse ist, dass das Ringen um ein aktives, tugendhaftes geistliches Leben im Mittelpunkt des Lebens eines orthodoxen Christen stehen sollte. Ich werde insbesondere versuchen zu zeigen, dass Bildschirmmedien und vor allem das so genannte Smartphone dieser Aufgabe und der geistlichen Gesundheit sehr abträglich sind, vor allem für Kinder, die diesen Weg des geistlichen Kampfes in Zukunft noch beschreiten sollen. Ich konzentriere mich auf das Smartphone, weil es das eindringlichste Gerät ist, das wir heute kennen. Wir tragen es mit uns, erledigen alle möglichen täglichen Dinge damit, kommunizieren darüber mit anderen, erhalten Informationen, greifen damit auf Dienstleistungen zu, wir schlafen daneben, gehen damit auf die Toilette, fahren damit Auto, und so weiter und so fort. Das Smartphone ist zur Erweiterung unseres Geistes und Körpers geworden.

Mein Vortrag gliedert sich grob in zehn Teile. Sie überschneiden und vermischen sich, weil ich immer wieder auf zentrale Punkte zurückkomme, die wie ein Netz miteinander verknüpft sind.


2. Das Problem mit den Medien

Wir alle und ganz sicher die Eltern kämpfen heutzutage gegen viele starke dämonische Feinde, aber einer der prominentesten und listigsten Feinde ist der Bildschirm. Erst der Fernseher und später die Videospiele konnten die Aufmerksamkeit (nicht nur) eines Kindes fesseln und es dazu bringen, nichts anderes mehr zu hören oder zu sehen, Hunger und Durst zu vergessen wie große Asketen, die, wie ein Wüstenvater, tief in das noetische Gebet versunken sind. Heute haben Smartphones in Verbindung mit dem endlosen Strom schnell wechselnder Bilder und Videos, die Aufmerksamkeit erregen und Lust auf mehr machen sollen, die Aufmerksamkeitsspanne drastisch verkürzt, so dass manche Kinder nicht einmal in der Lage sind, sich 30 Minuten lang ungestört einen Film anzusehen. Die Folgen sind offiziell pathologisch.

Die Fähigkeit, Aufmerksamkeit zu schenken und aufrechtzuerhalten, ist der Schlüssel zum Lernen, ebenso wie die Fähigkeit, Belohnungen aufzuschieben. Letztere ist entscheidend für die Entwicklung von Resilienz, welche für die Überwindung von Schwierigkeiten im physischen und geistigen Leben von zentraler Bedeutung ist, ja sogar grundlegend für das Bewältigen von jeglicher Aufgabe überhaupt. Geringe Resilienz und eine schwache Fähigkeit zum Aufschub der Befriedigung führen zu Hedonismus und Depression. Die zuvorgenannten Tugenden werden durch Smartphones und soziale Medien auf fatale Weise untergraben. Aus orthodoxer Sicht können wir bereits schlussfolgern, dass Smartphones unseren Seelen schaden.

Nichts Neues, würden wir sagen, und wir hätten Recht, und dennoch behandeln wir diese Geräte, als könnten wir ohne sie nicht leben. Das ist einerseits verständlich, weil wir soziale Wesen sind und miteinander in Verbindung bleiben wollen, im positiven Sinne durch den Austausch von Annehmlichkeiten und im negativen Sinne durch soziale Pornographie (Voyerismus, Geschwätz, Lästerei). Der heilige Theophan der Rekrut weist darauf hin, dass Neugierde eine Leidenschaft ist. Es ist andererseits auch verständlich, denn aufgrund unserer Sucht nach Bequemlichkeit und aus blindem Glauben an den Mythos des Fortschritts haben wir die Kontrolle über viele Versorgungsketten abgegeben und uns von zentralisierten Unternehmen abhängig gemacht, die in der Digitalisierung ein Mittel sehen, um mehr Kontrolle zu erlangen. Es fühlt sich an, als säßen wir fest, abhängig von Geräten, die uns und unseren Kindern schaden, weil wir unseren - gemessen an der Tugend der Genügsamkeit und Bescheidenheit enorm hohen - Lebensstandard mögen und nicht bereit sind, unsere Bedürfnisse zu reduzieren bzw. unseren Geiz und unsere Komfortzone zu bekämpfen. Daraus können wir schon schließen, dass das Fasten hierfür eine Lösung ist.

Unsere Kinder verfügen nicht über die geistlichen Waffen, die wir Erwachsenen uns besser aneignen können durch das Gebet, durch die Lektüre des Evangeliums und der Väter, durch die reumütige Beichte und die bewusste Teilnahme an den anderen göttlichen Mysterien und durch die Führung eines erfahrenen geistlichen Vaters. Aber sie können fasten. Fasten ist per Definition die Praxis des Aufschubs der Bedürfnisbefriedigung. Aber das Fasten muss strikt und konsequent sein.


3. Werkzeug, Waffe oder Droge?

Wenn Erwachsene fast ihre gesamte Willenskraft aufwenden müssen, um von einem solchen Gerät zu fasten, das gezielt entwickelt wurde, um den Benutzer süchtig zu machen, wie in aller Welt können wir dann von Kindern erwarten, dass sie sich nicht den ganzen Tag nach diesem Dopamingenerator sehnen und nicht irritiert sind, wenn ihnen der Zugang verwehrt wird? Wir sind Junkies, unsere Kinder sind es auch. Wenn wir unser Gerät vergessent und in unser Körper ein unangenehmes Gefühl des Mangels verspürt, ist das Entzug, unser Körper vermisst seine Droge. Und es ist eine Droge, weil es als solche konzipiert wurde. Die Tech-Giganten im Silicon Valley verbieten ihren Kindern den Gebrauch dieser Geräte, das müsste eigentlich als Argument genügen, aber dennoch: Seit Smartphones und vor allem die sozialen Medien auf den Plan getreten sind, stiegen die Fälle von Selbstmord, Depressionen, Essstörungen, Selbstverletzung, ADHS usw. bei Jugendlichen extrem an. Die Daten liegen bereits vor.

Es stimmt, dass Eltern ihre Kinder auf die Welt vorbereiten müssen, es stimmt auch, dass die Abschirmung vor jeder möglichen Gefahr die Widerstandsfähigkeit der Kinder nicht fördert. Man könnte also sagen, dass wir, obwohl wir die Gefahren anerkennen, unseren Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Smartphones und sozialen Medien beibringen sollten, anstatt ihnen den Zugang vollständig zu verwehren, denn diese Geräte werden bleiben und sich sogar noch weiter im menschlichen Leben ausbreiten. Man kann dafür mit einer Regel aus dem geistlichen Leben argumentieren, die besagt, dass wir die Waffe des Feindes zu unserem Vorteil nutzen können. Das würde bedeuten, dass das Smartphone die Waffe ist und es an der Person liegt, wie man sie einsetzt - schließlich ist die Orthodoxie der mittlere Weg und nicht der Weg der Extreme. Das ist im Allgemeinen richtig. In diesem Fall ist es jedoch irreführend, denn in Bezug auf Smartphones und soziale Medien wissen wir bereits, dass sie sehr schädlich sind: "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen" (Mt 7,16). Es ist die Nutzung des Internets, zu der man eine maßvolle und umsichtige Haltung entwickeln muss, nicht zu den Geräten, die alle süchtig machen - und hier sprechen wir das bisher am meistens suchterregende Gerät an.

Die Orthodoxie ist nicht nur der mittlere Weg, sondern auch der schmale Weg (Mt 7,14), und "die Gewalttätigen nehmen ihn mit Gewalt" (Mt 11,12), ausgerüstet mit "der ganzen Waffenrüstung Gottes", um "zu bestehen ... wider die Listen des Teufels", so sollte klar sein, dass es sich um einen geistlichen Kampf handelt, "nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern" (Eph 6, 11-13), es ist ein Kampf und keine Verhandlung.

Erlauben Sie mir, diesen Punkt sehr deutlich zu machen: Es gibt kein neutrales Werkzeug. Werkzeuge sind mit einem immanenten Zweck, einem Telos (τέλος, Ende, Zweck, Ziel), oder, wie Aristoteles sagt, einer Finalursache, causa finalis, ausgestattet. Nehmen wir das Messer als Beispiel. So etwas wie "das Messer" existiert nicht. Das Messer ist eine abstrakte Kategorie, bestimmte Messer hingegen sind spitz, um zu stechen, oder stumpf, um zu schmieren, zu schaben, sie sind kurz, um Tomaten zu schneiden, oder lang, um Brot oder lebendes Fleisch zu schneiden, in diesem Fall werden sie Schwerter genannt, sie haben Stacheln oder sind gebogen, um Kehlen oder Kokosnüsse zu öffnen. Der Wunsch, die Absicht, zu schneiden, zu schmieren, zu kratzen, zu verletzen usw. kommt vor der Herstellung des Messers.

Man könnte versuchen, mit einer Atombombe einen Tunnel in einen Berg zu "graben", da sie in der Regel Löcher in Dinge reißt, aber es würde nicht viel vom Berg übrig bleiben, da der Zweck der Bombe darin besteht, Berge, Städte, Menschen und gesamte Infrastrukturen zu zerstören. Das ist von vornherein in sie mit eingebaut, sonst wäre es eine schlecht konstruierte Bombe.
Smartphones sind dazu da, Aufmerksamkeit zu erregen, sie dienen nicht der Unterhaltung oder Information, das ist nur ein Nebeneffekt, ihr eigentlicher Zweck ist es, ständig als Verlängerung des Körpers und als Vermittler zwischen der Welt und dem Nutzer (oder Sklaven) benutzt zu werden - damit die Anbieter Geld verdienen und den Geist kontrollieren können. Sie sind die konsequente Weiterentwicklung der bisherigen Bildschirmmedien, die das gleiche taten, nur nicht so effektiv, weil sie monofunktional und stationär waren.

Wir und unser geistlicher Zustand bestimmen, was eine Sache und ihr Zweck sein wird. Wir sind Gestalter, wir sind sekundäre Ursachen in Gottes Schöpfung, leider haben wir zu früh von der Frucht der Erkenntnis von Gut und Böse gekostet und so fehlt es uns an Unterscheidungsvermögen. Um eine Technologie weise und ohne Schaden zu nutzen, bedarf es also der Einsicht von jemandem, der - durch die Gnade Gottes - Adams gefallenen Zustand weit genug rückgängig gemacht hat. Wir nennen eine solche Person einen Heiligen.


4. Nepsis und Nous


Wie soll man zu Gott beten, wenn Körper, Geist und Seele ins "Telefon" verliebt sind? Und das tägliche Ziel eines orthodoxen Christen ist doch das Gebet, nicht wahr? Die Väter, zuletzt der heilige Porphyrios und der heilige Paisios vom Berg Athos, der heilige Joseph der Hesychast, auch der heilige Silouan der Athonit und der heilige Sophroij von Essex, sprechen über eine der wichtigsten Waffen im geistlichen Kampf um das Heil unserer Seelen - was für uns als Orthodoxe unser Hauptanliegen sein sollte - es ist die sogenannte Nepsis (in Kombination mit dem Jesusgebet), das ist geistliche Nüchternheit und Konzentration, die von Stille begleitet wird - so sollte das Gebet sein. Daraus folgt logischerweise, dass Lärm und Zerstreutheit die nie ruhenden Feinde von Konzentration und Stille sind - genauer gesagt die Zerstreutheit des sogenannten Nous.

Der Nous wird oft als das Auge der Seele oder des Herzens bezeichnet. Er ist eine einzigartige geistige Fähigkeit des Menschen, ein geistiges Organ, das es uns ermöglicht, mit Gott in Verbindung zu treten. Als Adam fiel, wurde sein Nous verdunkelt, aber durch das Erlösungswerk Christi wurde dem Menschen das Mittel gegeben, sein Herz von den Leidenschaften zu reinigen, um seinen verdunkelten Nous zu erleuchten und so Gott sehen zu können. Dies geschieht durch die Synergie mit der göttlichen Gnade, wie uns Väter wie der heilige Symeon der Neue Theologe oder der heilige Gregor Palamas erklären und belehren. Die Philokhalia ist dafür die Gebrauchsanweisung. Dies ist einzigartig für die Orthodoxie, der Westen hat dieses Wissen verloren. Wenn wir also orthodox sein wollen und von einer orthodoxen Erziehung träumen, können wir diese entscheidende Tatsache nicht umgehen.

Die vorherrschende geistliche Folge der modernen Mediennutzung ist genau diese erwähnte Zerstreuung des Nous. Wenn unser Nous ständig abgelenkt ist, fallen wir unseren Leidenschaften und den Dämonen zum Opfer, das Gebet fällt schwer oder hört ganz auf und wir entfernen uns von Gott, der Weg zu Depression und Verzweiflung und dem Verlust des Glaubens ist weit offen. Das ist kein Dammbruchargument, das ist die Erfahrung der Wüstenväter. Christus selbst sagt: Seid wachsam! (Matth, 25,13)


5. Das Medium ist die Botschaft

Der berühmte Medienphilosoph Marshall McLuhan fasste seine Ideen und Entdeckungen in seinem ebenso berühmten Satz "Das Medium ist die Botschaft" zusammen, was bedeutet, dass wir - entgegen unserer Intuition - unvergleichlich mehr und tiefer von der Nutzung eines Mediums beeinflusst werden als von seinem Inhalt. Obwohl ich mit seinen darwinistischen Annahmen und seinen anderen Schlussfolgerungen nicht einverstanden bin, scheint es wahr zu sein, dass "nichts, wofür Menschen elektronische Medien nutzen können, keine Botschaft, die irgendjemand, egal wie mächtig oder überzeugend, überbringen kann, auch nur annähernd mit dem vergleichbar ist, was die neuen Medien neurologisch und charakterlich mit der Menschheit gemacht haben. Sie haben sich direkt auf das menschliche zentrale Nervensystem ausgewirkt und Denk- und Verhaltensmuster verändert, kurzum, sie haben die menschliche Natur buchstäblich umgestaltet." (Tom Wolfe in der Einleitung von "Marshall McLuhan Speaks", 2015). Entscheidend ist also nicht, wie und wozu man das Gerät benutzt, sondern, dass man es überhaupt benutzt.

Verstehen Sie dies nicht als eine Verharmlosung schädlicher Inhalte. Gewalt, Unzucht, Blasphemie und andere Übel können durch alle möglichen Medien transportiert werden, aber jedes Medium hat seinen eigenen Charakter und Einfluss. Der technophile Mythos, dass Technik neutral ist, ist falsch. Die Technik macht etwas mit uns. Aber da sie uns nicht unmittelbar, direkt, physisch verletzt, sind wir uns meistens nicht bewusst, dass sie langsam und schrittweise unseren Zugang, unsere Einstellung, zur Welt, zu anderen Menschen und zu Gott verändert.

Für uns Orthodoxe ist dies beunruhigend, denn die Veränderung, die wir anstreben, besteht darin, Gott ähnlich zu werden und nicht darin, die Möglichkeiten zu verbessern, von ihm abgelenkt zu werden, aber genau das ist die Tiefenprägung, die die Bildschirmmedien auf uns ausüben. Es reicht sogar noch weiter: In McLuhans provokanter Idee lauert der Ersatz, das Substitut, weil er denkt, durch das Fernsehen könnten alle Menschen endlich mit dem Leib Christi vereint werden. Als Konvertit zur lateinischen Kirche folgt er - vielleicht unbewusst - der abendländischen Vorstellung von der geschaffenen Gnade Gottes und landet bei einer antichristlichen Position, die die wahre Gegenwart Gottes in der Eucharistie leugnet. In Kreisen, die sich selbst als orthodox bezeichnen, gibt es sogar die Idee, die Eucharistie in der virtuellen Realität empfangen zu können, weil wir mit dem technischen Fortschritt den Unterschied zwischen den beiden Realitäten mit unseren Sinnen nicht mehr wahrnehmen könnten. Dies steht in direktem Gegensatz dazu, wie Gott in seinen Mysterien agiert. Gottes göttliche Energien, seine reale Gegenwart in der Schöpfung, können durch nichts ersetzt werden, weder durch Metaphern noch durch Symbole oder elektronische Mittel. Beim letzten Abendmahl hat Christus das materielle Brot und den Wein eindeutig als seinen Leib und sein Blut bezeichnet: „Nehmt, das ist mein Leib“ und „Das ist mein Blut“ (Mk 14, 22-24). Betäuben wir uns selbst durch die tröstende und verlockende Bildschirmtechnologie gegenüber den Mysterien Gottes?


6. Gott und andere Menschen

Gott ist Dreiheit, er ist Gemeinschaft in Liebe. Kommunion ist das Intimste, was es gibt. Das Gebet ist Teilhabe an dieser Gemeinschaft. Durch das Gebet werden wir durch Gnade mit Gott vereint. Aber wir sind mehr in Kommunion mit den Dingen dieser Welt, unseren Sorgen, unseren Begierden, unseren Sünden und unseren Telefonen - unsere Kinder scheinen es definitiv zu sein. Gemeinschaft und Teilhabe bedeutet auch die Begegnung von Angesicht zu Angesicht und nicht über einen Bildschirm. Wir beten in der Liturgie, dass das Antlitz Gottes auf uns scheinen mag, dass wir das Antlitz Gottes sehen, vergessen wir nicht, dass die Apostel mit ihren eigenen Ohren gehört, mit ihren Augen gesehen und mit ihren Händen Gott im Fleische angefasst haben (1 Jh, 1,1). Auch wir sind verkörperte Wesen, auch wir sind eine Dreiheit von Leib, Seele und Geist und nicht nur Augen, Ohren und Fingerspitzen.

Da das Smartphone die Welt zu einem Objekt macht, das aufgezeichnet, ausgestellt und kommentiert werden soll, und nicht zu etwas, an dem man voll und ganz teilhaben kann, so tut das Smartphone dasselbe mit unserer Beziehung zu Gott. Dieses Gerät degradiert uns von Teilnehmern zu bloßen Zuschauern, vor allem in der Liturgie. In der Dreiheit gibt es keine Zuschauer, es gibt kein Heil im Spektakel, nur in der Teilnahme. Da die Gemeinschaft mit Gott das Intimste ist, was es im Leben gibt, intimer als die körperliche Vereinigung zwischen Mann und Frau, und da sie in den Mysterien wie der Eucharistie (und im Gebet im Allgemeinen) stattfindet, ist das Fotografieren oder Aufnehmen von Videos der Eucharistiefeier geistliche Pornografie - denn was ist das Aufnehmen der Intimität mit dem Ehepartner, wenn nicht Pornografie? Haben wir nicht gehört, dass Christus unser Bräutigam ist und wir seine Braut sind? Was bedeutet es dann, im Brautgemach Fotos zu machen, während der Bräutigam sich uns auf die aufopferungsvollste Weise hingibt? Heute gibt es Gemeinden mit Webcams sogar im Altarraum, die Göttliche Liturgie und sogar die Heilige Eucharistie werden gefilmt und ausgestrahlt wie jedes andere Ereignis, bereit konsummiert zu werden.

Smartphones und insbesondere soziale Medien verändern unsere Beziehung zu anderen Menschen, indem sie das Private zerstören und dekonstruieren, es gibt keine verborgene Kammer mehr, in die nur Gott, der Vater, hineinschaut (Matth 6, 6), denn das Telefon ist immer da, wartet, beobachtet und hört zu.

Die Kirche ist einer der letzten Orte, an denen es noch im Mysterium verborgene Dinge gibt. Dinge, die exklusiv sind, in die man eingeweiht werden muss, oder sogar Dinge, die nie ganz enthüllt werden. Kinder wollen das Mysteriöse unbedingt, sie finden eine Sache interessanter und anziehender, wenn sie keinen Zugang zu ihr haben, sie jedoch erwarten können. Die Werbung hat sich diese Tatsache zunutze gemacht, seit sie aus ihrem faulen Ei geschlüpft ist. Wir sehnen uns nach dem Mysterium, aber die Moderne hat alles politisch oder exhibitionistisch gemacht, das heißt, nichts solle mehr privat sein. Aber das Mysterium ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens und des Lebens Gottes. Christus wurde unbemerkt von der Öffentlichkeit geboren, die Mutter Gottes selbst ist ein Symbol des Verborgenen, des Mysteriums, des Privaten. De Auferstehung fand ganz ohne menschliche Zeugen statt - (deshalb gibt es ganz nebenbei keine Ikone der Auferstehung, sondern die Ikone der Höllenfahrt Christi - das Bild des triumphierend aus dem Grab steigenden Christus ist westlich, nicht kanonisch und auch nicht hilfreich). Mit dem Verlust des Privaten verlieren wir auch das Feminine, nur so nebenbei.

Das Mobiltelefon macht jeden ständig erreichbar und uns deshalb ungeduldiger mit anderen und uns selbst. Die so genannten sozialen Medien fördern eine verurteilende Haltung gegenüber anderen und uns selbst, was zu einem Hin und Her zwischen Minderwertigkeitskomplex und Hybris führt. All dies widerspricht eindeutig den Seligpreisungen und den Tugenden, die Christus von uns verlangt (Matth 5), es widerspricht der gesamten Bergpredigt und den Früchten des Geistes aus dem Brief des Paulus an die Galater. Das Internet macht die Welt auf unnatürliche Weise größer, weil wir eine verminderte Version von Personen und Beziehungen auf eine sensorisch verminderte Weise erleben - Marshall McLuhan sprach vom „globalen Dorf“, doch sah er dies als positiv an - es ist wohl eher eine Karikatur eines Dorfes, ein Dorf, in dem echte Menschen nicht wirklich miteinander durch Versuchungen und mit Vergebung leben und wachsen müssen. Online "begegnen" wir mehr Menschen, die wir mental verarbeiten können, was unsere Beziehungen im Allgemeinen verwässert. Menschen hören auf, vollständige Personen zu sein und werden zu Schauspielern und gleichzeitig zum erwarteten Publikum für unseren Exhibitionismus und unser Ego. Das Erleben von Menschen über Bildschirme entkörperlicht uns, lässt uns ein Surrogat konsumieren und nicht mit einer reale, greifbare Person verkehren - das ist De-Inkarnation.

Die Tatsache, dass das Telefon und die sozialen Medien unser Ego aufblähen, sollte inzwischen allgemein bekannt und erfahrbar und damit unbestreitbar sein. Das ist das genaue Gegenteil von der Selbstverleugnung, die Christus vorschlägt (Matth 16, 24).


7. Stille, Heiligkeit und die Liturgie

Bildschirme machen uns zu passiven Konsumenten und desensibilisieren uns gegenüber akustischem und visuellem Lärm im Allgemeinen und im Besonderen gegenüber dem, was in der Liturgie geschieht. Die Liturgie ist der Ort und die Zeit, in der das Königtum Gottes zu uns herabkommt, um uns zu verwandeln. Gott wohnt nicht in Zerstreuung, Lärm und Chaos: „Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens, wie in allen Versammlungen der Heiligen.“ (1. Kor 14, 33). Wie viel Ordnung finden wir in unseren Gottesdiensten?

Im Laufe der Jahrhunderte haben die Kirchenväter über das Durcheinander und den Mangel an Konzentration in ihrer Herde geklagt, das geht bis zum Heiligen Paulus zurück. Es stimmt zwar, dass innerer Friede inmitten des äußeren Chaos wahrer Friede und äußerer Friede ohne inneren Frieden nichts ist, aber die schwierigen Lebensumstände von damals sind eine Sache, die Liturgie und das Gebet selbst eine andere. Wenn wir uns wirklich mit Gott verbinden wollen, ist dann das Chaos in uns und um uns herum hilfreich? Helfen oder behindern uns Smartphones in diesem Bestreben?

Wir wissen aus der Offenbarung Gottes an Elijas, dass Gott nicht in lauten und spektakulären Wind, Sturm, Feuer oder Erdbeben lebt, sondern in „einer stillen kleinen Stimme“ (1. Könige 19,11-13). Wir müssen uns auch vergegenwärtigen, dass Elijas allein in einer Höhle war, wiederum an seinem ganz verborgenem Ort (Matth 6,6). Wird die kleine Stimme zu uns kommen, wenn unser Nous mit weltlichen Dingen beschäftigt und durch Lärm abgelenkt ist? Die bereits erwähnten Heiligen Symoen der Neue Theologe, Gregor Palamas und Jospeh der Hesychast waren Beispiele für diese Praxis der Stille, oder Hesychia, und erhielten daher durch Gnade die Vision des ungeschaffenen Lichts - welches der heilige Gregor als das Königtum und die Errettung selbst bezeichnet.

Warum ist dies wichtig in Bezug auf Kinder? Warum sollten Eltern ihren Kindern in einem geistlichen Kampf, der wie etwas für Mönche klingt, helfen? Weil es nicht ein Evangelium für Mönche und ein anderes für Laien gibt. Wenn wir uns also als orthodox betrachten, dann wollen wir Gottes Willen tun und in demselben auch unseren Kindern helfen. Der heilige Apostel Petrus erklärt uns den Willen Gottes in seinem ersten Brief mit klaren Worten: „... wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel; denn es steht geschrieben: ‚Seid heilig, denn ich bin heilig‘“. (1. Petrus 1, 15-16) Hier ist die einfache Wahrheit: Christus verlangt von uns, dass wir Heilige werden: „Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ (Matth 5, 48) Das gilt auch für unsere Kinder. Das ist keine Option, sondern eine Pflicht. Wir müssen erkennen, dass Heiligkeit mit einem zerstreuten, bildschirmsüchtigen Nous unmöglich ist.

Der Mensch ist ein memetisches Wesen; wir lernen durch Nachahmung. Kinder beobachten und imitieren uns, wenn wir beten oder nicht beten, wie wir uns in Zeiten der Not und der Prüfung verhalten; sie lernen auch von uns, wie man sich in der Kirche verhält. Sie lernen von uns Sinn, Bedeutung und Zweck der Liturgie – oder eben auch nicht. Wie verhalten wir uns also in der Liturgie? Ist unser Verhalten des Königtums Gottes würdig? Denn wenn der Priester mit „Gesegnet das Königtum des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ beginnt, bedeutet das, dass das Königtum jetzt ist. Nehmen wir mit furchtsamer Erwartung und Sehnsucht teil? Oder sind wir mit anderen Dingen beschäftigt? Wollen wir, dass unsere Kinder Heilige nachahmen, die mystisch die Cherubim darstellen, die die Gaben ins Allerheiligste tragen, um den König des Universums zu empfangen? Oder wollen wir, dass sie sich an den Geldwechslern und Tierverkäufern im Heiligen Tempel orientieren? Wir wissen doch, was Christus mit diesen Menschen gemacht hat. (Matth 21, 12)

Wenn Anbetung das Ringen darum ist, „den Herrn, deinen Gott, [zu] lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstande und aus deiner ganzen Kraft“ (Mk 12, 30), und wenn es auch bedeutet, darum zu beten, dass wir „uns selbst und einander und unser ganzes Leben, Christus Gott anbefehlen“, dann ist es schlicht Götzendienst, ein Gerät, das unser eigentlicher Herr zu sein scheint, in die Kirche zu bringen, wo diese Anbetung und diese Hoffnung stattfinden. „Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten. Ihr könnet nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Mt 6, 24)

Manche Priester bezeichnen es sogar als Verbrechen, die Liturgie und das Gebet anderer zu stören. Respekt gegenüber dem Gebet sollte früh erlernt sein. Im Lukasevangelium, zum Beginn des elften Kapitels, direkt vor dem Vaterunser, lesen wir: „…als er [, Christus,] an einem gewissen Orte war und betete, da sprach, als er aufhörte, einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte.“ Beachten wir, dass der Jünger ihn nicht unterbrach, sondern wartete, bis Christus mit seinem Gebet fertig war. Wir sehen auch, dass die Menschen Unterweisung im Beten brauchen und dass das Gebet von heiligen, von Gott inspirierten Männern kommt, das Gebet kommt vom Heiligen Geist. Eltern müssen ihren Kindern das Beten beibringen, indem sie sie unterweisen, aber noch wichtiger, indem sie mit gutem Beispiel vorangehen. Sie müssen beständig ihr Vertrauen in das Gebet demonstrieren, egal was passiert.


8. Zugang zur Welt und ganzheitliches Lernen

Betrachten wir nun den dritten Aspekt, wie Bildschirmmedien uns und unsere Kinder verändern, und beginnen wir, alles bisher Gesagte mit praktischen Lösungen zu verknüpfen.

Bildschirme verändern unseren Zugang zur Welt. Sie tun dies, indem sie hauptsächlich zwei Sinne ansprechen: Sehen und Hören – und subtiler noch den Tastsinn. Obwohl bewegte Bilder in uns eine ganze Reihe von Körperprozessen aktivieren, weil das Sehvermögen mit dem motorischen Kortex verbunden ist, sodass sich unser Körper unbewusst schon beim Betrachten von Dingen in der Welt auf eine Handlung vorbereitet – der Anblick eines Glases z.B. aktiviert die Griffbereitschaft der Hand – bedeutet dies längst nicht, dass Bildschirmmedien alle Sinne ansprechen. Sie wecken lediglich eine unerfüllbare Erwartung und bieten einen pervertierten Ersatz für die reale Erfahrung.

Gott hat uns mehr als diese zwei oder drei Sinne gegeben, damit wir möglichst viel von seiner Schöpfung erfahren können, genauer gesagt, damit wir ihn und seine Liebe und Schönheit, die die Schöpfung durchdringt, durch unsere geschaffenen Sinne verherrlichen können - damit die Schöpfung Gott, der in ihr wohnt, bewundern kann. Das ist wahre Selbsterkenntnis und die Antwort auf die Frage, die viele Jugendliche, aber auch Erwachsene plagt: Wer bin ich? Ohne Gott glaubt der moderne Mensch, alles sein zu können, doch in Wirklichkeit ist er nichts und kann ohne Christus nichts tun (Joh 15,5).

Der größte Teil unseres Gehirns ist mit dem Visuellen beschäftigt; wir lesen Bilder schneller als Worte. Im Garten sah Eva, dass der Baum gut zum Essen war und eine Lust für die Augen (Gen 3,6). In Genesis 1 sah Gott, dass es gut war. Wie die Nationen sehnten sich auch die Israeliten nach einer visuellen Darstellung Gottes und schufen Götzenbilder. Gott wusste, dass sein Geschöpf geschaffene Dinge braucht, um das Immaterielle und Göttliche betrachten zu können, wie der heilige Johannes von Damaskus in seiner Verteidigung der Heiligen Ikonen sagt. Unser Sehvermögen ist etwas Besonderes, und die Väter mahnen uns dazu an, über unsere Augen zu wachen, denn durch das Sehen dringen Gedanken in unseren Geist ein und nähren leicht unsere Leidenschaften, welche wiederum unseren Nous zerstreuen und verdunkeln.

Unsere Kinder sind für gewöhnlich keine Mönche, die in der Wüste leben und die Dinge dieser Welt ablehnen, sondern befinden sich vielmehr in einem Prozess des Entdeckens, Wachsens und Lernens. Das Lernen ist am einprägsamsten, wenn dabei alle Sinne aktiv sind. Wenn Kinder also süchtig nach Medien sind, welche den Sehsinn überstimulieren – was, wie wir gehört haben, zumindest spirituell ambivalent, wenn nicht gar gefährlich ist – und die anderen Sinne unterstimulieren, muss das Gleichgewicht wiederhergestellt werden. Der beste Weg, dieses ausgewogene Lernen zu fördern, liegt darin, Dinge mit den eigenen Händen zu gestalten, idealerweise Dinge, die nützlich sind. Touchscreens berauben uns und unsere Kinder der vollen Bandbreite und Feinheit unseres Tastsinns, der uns, einmal eingeschränkt, davon abhält, überhaupt etwas mit unseren Händen zu tun. Dies wird meist unterschätzt. Zum Thema des Dinge mit den eigenen Händen machens und seiner unglaublichen Wirkung auf uns empfehle ich ein Buch von Tim Ingold mit dem Titel „Making“.

Aus der Buchbeschreibung: „Machen schafft Wissen, gestaltet Umgebungen und verändert Leben.“ Der Autor „vertritt ein Denken durch Machen, in der fühlende Praktiker und aktive Materialien in der Formgebung kontinuierlich aufeinander reagieren oder ‚korrespondieren‘.“ Er ist kein Christ, aber wovon er (unbewusst) spricht, ist Lernen durch Kommunion mit der Schöpfung. Als Gott nach dem Sündenfall zu Adam sagte: „…so sei der Erdboden verflucht um deinetwillen: mit Mühsal sollst du davon essen alle Tage deines Lebens“ (Gen 3,17), so bleibt es dabei, dass wir, um zu überleben, der Schöpfung unseren Willen mit Gewalt aufzwingen müssen. Der moderne Mensch hat dies jedoch zu einem höchst destruktiven und selbstmörderischen Ausmaß perfektioniert. Was Ingold impliziert, ist weder eine Utopie, in der der Mensch nicht über die Schöpfung herrschen muss, noch plädiert er für die Ausbeutung der Welt. Vielmehr zeigt er durch Beispiel und Experiment, dass wir durch Partizipation leben und lernen und den Raum offen halten können, um uns durch unser Tun verändern zu lassen. Das ist wahr, weil Gott uns zu Wachstum und Entwicklung geschaffen hat. Wollen wir also durch die Gemeinschaft mit Gott und der Schöpfung ganzheitlich verändert werden - oder durch unser Smartphone, das unserem Ego und unseren Leidenschaften dient? Die Früchte können nicht dieselben sein.


9. Kunst, Handwerk und Herstellung von Dingen

Das führt uns – seltsam genug – zur traditionellen Definition von Kunst, denn wir erkennen nun, dass es der Mensch ist, der den Zweck eines Dings in es hineinlegt.

Der moderne Mensch betrachtet Kunst als das Ding an der Wand, für die meisten von uns ist Kunst ein Objekt. Für die Menschen der Alten Welt hingegen war Kunst die zielgerichtete Herstellung von etwas, das der Gemeinschaft diente; Kunst war die geschickte Ausführung von etwas, sei es Malen, Tanzen, Kochen, Stricken, Holzarbeiten, Schweißen, Gartenarbeit und so weiter. Heute würde man es Handwerk nennen, aber es ist tatsächlich Kunst, wahre Kunst. Auch hier empfehle ich wärmstens das Büchlein „Christian & Oriental Philosophy of Art“ von Ananda Coomaraswamy zu diesem Thema. Darin widerlegt er unsere Vorstellung von hoher Kunst als Sinnstiftung für den Menschen; sie ist eher elitär, egoistisch und nicht gemeinschaftsbildend.

Handwerk fördert Intelligenz und Feinmotorik, es fördert verkörperte Weisheit über die Welt, es hält uns gesund und geerdet – kein Wunder also, dass Mönche beten und mit ihren Händen arbeiten sollen. Da Handwerk etwas Nützliches hervorbringt, vermittelt es uns den Wert, anderen durch unsere Arbeit zu dienen. Zudem entsteht durch solche Arbeit etwas Materielles, Greifbares. Ein Bildschirm liefert dieses Ergebnis nicht. Wenn unsere Kinder uns arbeiten sehen, solle keine Musik im Hintergrund laufen, lasst sie unsere Konzentration auf die Aufgabe, unsere innere Stille und unsere Gebetshaltung, unsere Nepsis, erleben. So sehen sie jemanden, der nicht abgelenkt ist, sondern bei der Arbeit mit Gott sein kann und dennoch wachsam ist, ohne sie, die Kinder, zu ignorieren. Sie können auch verstehen, dass das Jesusgebet kein leeres Geschwätz und nutzloser Tratsch ist. Sie können jemanden sehen, der friedvoll und Gott dankbar ist.

Letztendlich müssen Kinder durch unser Vorbild zum Gebet angeleitet werden und dazu, sich Handwerk kreativ und nützlich zu fühlen. Auf diese Weise könnten einige der Auswirkungen der modernen Welt wie Zerstreutheit, Entkörperlichung, Egoismus, Verantwortungslosigkeit, Selbstverwirklichung, Konsumismus, Sinn- und Zwecklosigkeit usw. rückgängig gemacht werden.

Kurz ein paar Worte zur Kunsterziehung, meiner eigener Erfahrung entnommen.

Es gibt Universitätsprofessoren, die einige der oben genannten Probleme und Methoden kennen und versuchen, ihren Kunstlehramtsstudenten neue und bessere Wege der Kunstvermittlung zu vermitteln. Meiner Ansicht nach gibt es jedoch drei Probleme. Erstens sind die Studierenden selbst Produkte eines kaputten Systems, und bevor sie die neue Philosophie überhaupt verstehen können, müssen sie die alte verlernen. Zweitens sind die Studierenden in fast allen Fällen handwerklich nicht für den Beruf geeignet; sie haben nie Zeichnen, Malen oder Bildhauerei gelernt. Schlimmer noch: Dadurch, dass sie an einer Kunstuni oder -akademie angenommen wurden, wurden sie zu der Annahme verleitet, dies bedeute, sie seien talentiert. Wie solle man etwas lehren, das man praktisch nicht beherrscht? Drittens werden die wenigen Fähigen am Ende keine Lehrer, sondern entscheiden sich stattdessen für den Weg der Galeriekünstlers auf dem Kunstmarkt, weil die mit der modernen Kunst tief verbundene Grundwerte folgende sind: Selbstverwirklichung und durch Selbstdarstellung erlangter materieller Erfolg und Ruhm. Dies widerspricht dem Gedanken der Verantwortung und des Dienstes am Mitmenschen. Welche Botschaft vermitteln also Kunstlehrer, die nicht malen und zeichnen können, den Kindern, die dies aber lernen wollen?


10. Fazit

Fassen wir zusammen, wiederholen wir das Offensichtliche, benennen wir die unbequeme Wahrheit und versuchen wir, zum Handeln zu inspirieren.

Smartphones, Bildschirme, digitale und soziale Medien sowie die ständige Internetverbindung sind schädlich für uns und Ihre Kinder. Sie töten die Seele, zerstreuen den Nous, ersticken das Gebet, sie atomisieren uns, sie machen uns zu einsamen und depressiven Richtern. Sie werden zu schwarzen Löchern für unsere Aufmerksamkeit und verändern so unsere Gewohnheiten und Rituale, indem sie uns nötigen, ihnen zu dienen. Sie erzeugen in uns ein falsches Gefühl von Unsterblichkeit und Allgegenwart, indem sie uns in einen Geisteszustand versetzen, in dem wir Zeit und Raum vergessen, in dem wir Gott und den Kampf um die wahre Ewigkeit vergessen, in dem wir den Tod vergessen.

Wir benutzen ein Gerät, um uns über die Folgen desselben Geräts hinweg zu trösten und uns davon abzulenken. Ganz wie der große Philosoph unserer Zeit, Homer Simpson, über Alkohol sagte: „Ach, Alkohol, Ursprung und Lösung aller menschlichen Probleme.“ Indem wir Technologie nutzen und Medien konsummieren, schaffen wir psychische und spirituelle Probleme, Wunden und Krankheiten in der Seele und versuchen dann, diese Wunden und Schmerzen durch weitere Theologien und mehr Medienkonsum zu lindern. Das ist die Sünde der Völlerei. Die Wüstenväter hatten weder Bildschirme noch soziale Medien und brauchten keine Abhandlungen über die psychologischen Auswirkungen dieser Dinge zu lesen. Sie verstanden sowohl die Einfachheit als auch die Komplexität des Menschen und formulierten klar, dass Fasten die Lösung für Gier ist. Der Herr selbst sagte bekanntlich, dass bestimmte Dämonen nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben werden können (Matth 21, 17). Wenn wir also wollen, dass es unseren Kindern in einer kranken Welt besser geht und sie gesund sind, und wenn wir eben im Geiste der Orthodoxie etwas für unsere Kinder aufbauen wollen, dann müssen wir verstehen, dass der Geist der Orthodoxie der Geist der heiligen Väter und Mütter ist, der Geist Christi. Wir können dies nur erreichen, wenn wir mit Fasten und Gebet beginnen, wie sie es taten, wie Christus es selbst immer tat.

Die Geschichten der Bibel zeigen uns, dass Menschen sehr schlecht darin sind, den sogenannten Fortschritt zu begrenzen. Es fällt uns sehr schwer, eine Technologie einzuschränken, an die wir uns gewöhnt haben, trotz des Schadens, den sie anrichtet. Das ist ein Unterschied zwischen Wissen und Weisheit. Beim Online-Unterricht sollten wir stets wachsam sein und versuchen zu erkennen, wann uns die Technologie täuscht und einlullt, uns selbstgefällig macht und uns vergessen lässt, dass das Ziel Präsenzunterricht und Interaktion sein sollte und nicht das körperlose Verweilen vor Bildschirmen. Sobald wir uns an den Kompromiss gewöhnt haben, akzeptieren wir ihn als normal oder verteidigen ihn sogar als gut.

Vergessen wir nie, dass wir unser getrübtes Urteilsvermögen nutzen, um Dinge zu beurteilen, die zum Ziel haben, unser Urteil zu trüben und uns von Gott abzulenken. Deshalb brauchen wir weise Asketen, die ihr Herz und ihr Urteilsvermögen reinigten, wir brauchen spirituelle Führung und wir brauchen Gehorsam. Wir brauchen Vertrauen und Geduld, um auf die Früchte dieses Gehorsams zu warten, und wir müssen um Kraft beten, um die Strapazen auf diesem Weg zu ertragen. Ansonsten bleibt es sinnlos, sich orthodox zu nennen.

Da ich derzeit leider noch beruflich auf das Smartphone angewieden bin, oder es meine zu sein, überlasse ich Paul Kingsnorth nur mir Vorsicht das Schlußwort: "Nehmen Sie ihr Smartphone in den Garten und zerschlagen Sie es mit einem Hammer." Mögen wir darauf hinarbeiten, ich strebe es definitiv an, denn die Sorge um die Folgen, ohne Handy zu leben, zeugt von mangelndem Gottvertrauen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Ich danke Schwester Iosophia, Matushka Anastasia und Dr. Valentina Tarkovska für die Organisation dieser Veranstaltung und die Einladung. Ich danke auch den Teilnehmern für ihre Aufmerksamkeit und die Teilnahme an der Diskussion.

hl. Patrick von Irland

Dieser Vortrag wurde auf dem Orthodox Educational Workshop gehalten, der am Freitag, den 28.03. und Samstag, den 29.03.2025, im Kloster der Lebensspendenden Quelle in Roscommon, Irland, stattfand. Der Text wurde im Nachhinein überarbeitet, um die Ergebnisse der anschließenden Diskussionen zu berücksichtigen.